Apotheker Walter Fetzer e.K.:
In Zeiten von Corona
Meine erste Pandemie - Eine Chronologie aus Sicht der Apotheken
Während der letzten beiden Jahre wurden auch die Apotheken in Deutschland mit völlig neuen Aufgabengebieten konfrontiert. Ein chronologischer Ablauf.
I Quartal 2020
Am 16.03. 2020 hat die Bayerische Staatsregierung den Katastrophenfall ausgerufen und alle Betriebe aufgefordert, für Kunden und Mitarbeiter entsprechende Hygienekonzepte zu erstellen.
Der Bedarf an entsprechenden Hygieneartikeln, aber auch an Medikamenten stieg explosionsartig.
So waren nicht nur Desinfektionsmittel, Zubehör und Schutzmasken, sondern auch bestimmte Medikamente auf Grund von Hamsterkäufen und massiven Lieferschwierigkeiten durch gestörte Logistikwege der Ausgangsstoffe bald nicht mehr verfügbar.
Beginn der Herstellung von Desinfektionsmitteln in Apotheken trotz massiven Lieferschwierigkeiten und Preissprüngen bei Alkohol und Gefäßen.
Auch die Unterschiede, die Handhabung und den Sinn der Masken erklärten die Apothekenmitarbeiter geduldig den Kunden.
MNS Masken, Stoff Masken, OP – Masken, FFP2, FFP3
Die Problematik dabei war nicht nur die Beschaffung der Masken zu vernünftigen Preisen, sondern auch die Qualität der Masken und die Seriosität der Anbieter sicher zu stellen.
II Quartal 2020
Ausbau der Lieferdienste an Patienten die sich in Quarantäne befinden.
Vorbereitung der Mehrwertsteuerumstellung auf 16 %. Dabei mussten bei uns bis zu 15000 Etiketten neu gedruckt und einsortiert werden. Weiterhin hohe Beschaffungsprobleme bei Schutzmasken.
III Quartal / IV Quartal 2020
Auf Grund der Pandemie und der damit verbundenen Empfehlung der Politik stieg die Nachfrage nach Grippeschutzimpfungen stark an. Impfstoffe benötigen mehrere Wochen bis Monate bis sie für die Patienten verfügbar sind - Herstellungsproblematik
Kompletter „Lockdown“ ab dem 09.12.2020.
Mit dem Auftreten der „Delta“ Variante und dem damit verbundenen massiven Anwachsen der Belegung der Intensivbetten, kam es zum kompletten Lockdown im Dez.2020.
Die Apotheken wurden ab Dezember 2020 vom Gesundheitsministerium beauftragt, die Verteilung kostenloser FFP 2 zu organisieren.
Die spannende Aufgabe dabei war, dass Gesundheitsminister Spahn am Donnerstag 11.12 2020 die kostenlose Ausgabe der Masken gesetzlich festgelegt hat und die Verteilung an die Bürger in Deutschland ab Dienstag 15.12. durch die Apotheken stattfinden sollte. Eine logistische Mammutaufgabe für alle Apotheken, Großhändler und Lieferanten.
I Quartal 2021
Weiterhin Ausgabe der kostenlosen Masken in den Apotheken bis Ende April 2021
Ab dem 06.03 Verkauf von Selbsttests
II Quartal 2021
Beginn der dritten Welle. Aufbau der Schnelltestcenter in Deutschland
Probleme bei der Verfügbarkeit von ausreichend qualifiziertem Personal
Man kann über den Sinn kostenloser Schnelltests für die Bevölkerung sicher diskutieren. Die gemeldeten Zahlen haben aber der Politik kurzfristig ein ungefähres Abbild der Neuinfektionen in der Bevölkerung vermittelt.
Beginn der Covid Impfstoffverteilung an Hausärzte, verbunden mit extremen Lieferanforderungen (Lagerung Biontech Impfstoffe bei max. minus 20 Grad / aufgetaut: Verwendungszeitraum 7 Tage). Gemeinsam mit den Ärzten haben die Apotheken die Logistik vom Auftauzeitpunkt bis zum Arm des Patienten – max.7 Tage – organisiert. Zu Beginn waren pro Hausarzt nur 12 Impfdosen pro Woche verfügbar. In machen Wochen konnten nur 10 % der bestellten Mengen an die Hausärzte ausgeliefert werden.
Mit den Impfungen kam es auch zur Notwendigkeit der Digitalisierung der Impfpässe, die der Bevölkerung größere Freiheiten einräumte (2G / 2G + / 3 G / 3G +).
Die innerhalb weniger Tage realisierte technische Möglichkeit durch unsere Standesorganisationen machte dies erst möglich und führte zu einer zusätzlichen Aufgabe für die Mitarbeiter in den Apotheken.
III Quartal 2021
Auftreten der neuen Mutante „Omikron“. Damit verbunden war eine stark steigende Anzahl von Infektionen vor allem in der jüngeren Bevölkerung.
In den Apotheken weiterhin Verteilung von Impfstoffen, Masken, Impfzertifikaten, Coronatests, etc.
IV Quartal 2021
Die massive Erhöhung der Infektionsraten durch die Omikron-Variante und die damit verbundenen Quarantäneanordnungen führte rasant zu einem steigenden Ausfall von Mitarbeitern (trotz vollständiger Impfung mussten die Mitarbeiter als „Kontaktperson K1“ in Quarantäne, wenn z.B. die Kinder „positiv“ waren) sowohl bei der Pharmaindustrie, als auch bei den Lieferanten und leider auch in den Apotheken. Dies führte erneut zu Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln.
In den Hochzeiten waren bei uns in den Apotheken bis zu 40 % des Personals in Quarantäne.
Beginn der Verteilung der kostenlosen Kita Tests.
I Quartal 2022
Höchste Inzidenzwerte im Landkreis
Damit verbunden
Personalprobleme, auch bei den Zulieferbetrieben
Fehlende Arzneimittel
Hohe Frequenz in den Testzentren, ausgelöst durch die Notwendigkeit negativer Testbescheinigungen für die Teilnahme am öffentlichen Leben.
Hoher prozentualer Anteil der „positiven“ Testergebnisse (bis zu 60% der durchgeführten Tests waren positiv)
Wie geht’s weiter ?
Die Virologen sagen neue Mutationen voraus (derzeit werden erneut neue Varianten beobachtet).
Dabei kann man nur schwer vorhersagen wie hoch die Gefahr für einen schweren Verlauf sein wird.
Das bedeutet für uns alle weiterhin vorsichtig, aber ohne übertrieben ängstlich zu sein.
II Quartal 2021
Beginn der dritten Welle. Aufbau der Schnelltestcenter in Deutschland.
Schlusswort
Zum Schluss möchte ich mich bei allen Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen, vom Ausfahrer bis zum Chefarzt, herzlich bedanken für den erbrachten Einsatz zur Bekämpfung dieser weltweiten Pandemie. Vor allem möchte ich mich bei meinen Kolleg:innen in allen Apotheken bedanken, für ihre Bereitschaft zur Sicherstellung der Arzneimittelversorgung beizutragen, neue Aufgaben umgehend zu meistern und neue Probleme zu lösen, unbürokratisch aber effektiv.
Auch wir haben viel Neues gelernt.
Walter Fetzer
Bleiben Sie gesund!